Ökologische Nachhaltigkeit: Fokus Energie und Emissionen (GRI 302 und 305)
Die Zahlen von Energie Schweiz sprechen eine klare Sprache: Die über 2 Millionen Gebäude in der Schweiz beanspruchen für sich fast die Hälfte der in der Schweiz verbrauchten Energie – und der Gebäudesektor ist laut Bundesamt für Umwelt für einen satten Viertel der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Es liegt also auf der Hand: Wenn eine Wohnbaugenossenschaft verantwortungsvoll handeln will, kommt sie nicht am Thema Emissionen vorbei. Und zwar in den zwei folgenden Kategorien:
Um uns einen Überblick über die direkten und indirekten Emissionen zu verschaffen, sind wir in der Historie weit zurückgereist. Das erste Fazit: Dass wir heute im Vergleich zu anderen Akteurinnen im Wohnungsmarkt weit sind, was die Reduktion von Emissionen im Bestand und unsere Vorgaben für Neubauten betrifft, ist auch der Verdienst unserer Vorgänger:innen. Sie haben früh mit der Umstellung von Energieträgern und der Umsetzung von Massnahmen zur Senkung des Energiebedarfs begonnen und sind konstant am Thema drangeblieben. Unser Liegenschaftenplan weiss: Zu Beginn lag der Fokus vor allem auf der guten Dämmung und thermischen Solarpanels. Die Inbetriebnahme der ersten Anlage 2005 war quasi der Start eines «Langstreckenlaufs», wo wir uns im Feldvergleich neudeutsch formuliert zwar nicht bei den «First-Movers» einordnen, aber als überzeugte «Fast-Followers» bezeichnen würden.
Seit 2023 ist das Thema Ökologie auch auf oberster Stufe verankert: Im Artikel zu Bau und Unterhalt der Gebäude ist in den Statuten festgehalten, dass die GWG ihren ökologischen Fussabdruck langfristig verringert. Einige Beispiele zu aktuellen Massnahmen oder Entscheiden:
Auf strategischer Ebene haben wir entschieden, bis 2030 alle unsere Wohnungen mit nicht-fossilen Energieträgern oder Fernwärme aus der KVA zu beheizen. Ein sportliches Vorhaben, wie sich 2023 bei der Veröffentlichung des Energieplans der Stadt Winterthur zeigte. Der Grund: Die Realisierung der geplanten Wärmeverbunde ist 2030 voraussichtlich noch nicht überall abgeschlossen.
Bei Neubauprojekten beschloss die GWG 2023, zu Gunsten der Ökologie auch Mehrkosten in Kauf zu nehmen. In diesem Zusammenhang liessen wir extern einen Nachhaltigkeitskatalog als Entscheidungsgrundlage erarbeiten, welcher bei unseren Projekten im Depot Deutweg (Winterthur) und im Regi-Areal (Eschlikon) zum Einsatz kommt. Bei beiden Projekten kann durch den Teilerhalt von bestehender Bausubstanz der CO2-Ausstoss deutlich reduziert werden. Auch die Verwendung von möglichst viel Holz als Baumaterial trägt dazu bei. Zudem achten wir darauf, dass die eingesetzten Bauteile lange haltbar sind, wenig Unterhalt benötigen und am Ende ihres Lebenszyklus wiederverwertet oder wiederverwendet werden können.
Seit 2017 kümmert sich auf der GWG-Geschäftsstelle ein Teammitglied um die Optimierung technischer Anlagen in unseren Liegenschaften. Das Ziel: den Energiekonsum senken. Im Zusammenhang mit den steigenden Energiepreisen als Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, hat die GWG ab Herbst 2022 im grossen Stil Heizungen neu eingestellt (siehe Sparoffensive).
Seit 2022 rüsten wir Schritt für Schritt und mit grossem Effort alle Beleuchtungen in allgemeinen Bereichen wie Treppenhäusern und Tiefgaragen mit neuer LED-Technik aus. Diese leuchtet dann, wenn jemand vor Ort ist. Und sie leuchtet nicht, wenn kein Licht gebraucht wird. Unser Ziel: 90% weniger Stromverbrauch.
Der Blick in die Vergangenheit und auf die aktuellen Projekte zeigt: Die GWG setzt auf verschiedenen Flughöhen seit vielen Jahren vielfältige Massnahmen um – mit viel intrinsischer Motivation und nur teilweise mit Erfolgskontrollen und Datenanalyse. Bei Letzterem wollen wir nun aufholen. Das heisst konkret: Wir treiben unsere Projekte weiter voran und sammeln und verwerten Daten, damit wir für die nächsten Schritte sehen, wo es weitere grosse Hebel gibt.
Weil bei der GWG deutlich mehr gewohnt wird, als dass Wohnungen gebaut werden, haben wir entschieden, in einem ersten Schritt die Emissionen im Heiz-Betrieb zu berechnen (Einblick in unsere Emissionsberechnungen).
Das grosse Bild zeigt: Stand 2023 sind etwa drei Viertel unserer Wohnungen mit nicht-fossilen Energieträgern oder Fernwärme aus der KVA beheizt. Zudem beziehen wir in allen Liegenschaften den Allgemeinstrom aus erneuerbaren Energieträgern.
Einen vertieften Einblick gewinnen wir dank der Auswertung über die Emissionen nach Liegenschaft für die Heizperioden 2021/22 und 2022/23, welche wir von Amstein + Walthert extern validieren liessen (Emissionsberechnungen im Detail). Das Ergebnis: Unsere rund 1400 Wohnungen verursachten im Heizjahr 2022/23 1590 Tonnen CO2-Äquivalente (CO2e). Wie viel Schnauf das die Natur kostet, zeigt ein einfacher Vergleich: Um diese Menge während eines Jahres wieder aus der Luft aufzunehmen, bräuchte es bei der GWG etwa 60 000 Bäume (Quelle: www.ecotree.green).
Hinweise zur Grafik: Emissionen pro Bewohner:in. Werte bereinigt nach Heizgradtagen 2021/22: 546.8 CO2e, 2022/23: 482.0 CO2e (hier werden die Aussentemperaturen berücksichtigt). Das Jahr 2021/22 liegt fast genau im 10-Jahres-Durchschnitt.
Spannend sind die riesigen Unterschiede zwischen den einzelnen GWG-Liegenschaften. Die «verrückteste» Erkenntnis: Unser ältestes und kleinstes Haus (3 Wohnungen, Baujahr 1895) verursachte in der Heizperiode 2022/23 (ohne Einbezug von grauer Energie) mehr Emissionen pro Jahr als unsere neuste Siedlung (156 Wohnungen, Baujahr 2021). Der Grund dafür sind die bessere Isolation und die emissionsarme Heizung in der neuesten Siedlung.
Welche Massnahmen geplant sind, welche wir umgesetzt haben und welche wir warum nicht schaffen, ist im Statusbericht zu finden.
Im Zusammenhang mit der drohenden Energieknappheit haben wir im Herbst 2022 einen Massnahmenplan zur Reduktion unseres Energieverbrauchs umgesetzt. Unser Ziel: In jeder Wohnung ist es 20 Grad warm, aber nicht viel mehr.
Der Vergleich zwischen der Heizperiode 21/22 und 22/23 zeigt: Wir konnten satte 12 Prozent einsparen. Das ist so viel, als hätten wir rund 150 GWG-Wohnungen nicht geheizt. Zugegeben: Der milde Winter spielte eine Rolle, aber nicht nur. Nach einer Bereinigung der sogenannten «Heizgradtage» sind es immer noch 6 Prozent.
Das haben wir gemacht:
Überblick verschaffen: Wir haben auf freiwilliger Basis in einem Viertel unserer Wohnungen – vorwiegend an exponierten Lagen – Feuchtigkeits- und Temperaturmessgeräte installiert.
Heizungen einstellen: Wir haben Optimierungspotenzial gesucht und genutzt – unter anderem: Vorlauftemperatur anpassen, Heizgradgrenze und Boilertemperaturen senken, Nachtabsenkungen minimieren.
Regelmässige Sitzungen: Alle zwei Wochen haben wir im Team evaluiert, wo wir stehen und wo es noch weitere Hebel gibt.
Begleitet wurden unsere Optimierungsmassnahmen von einer Kampagne. An jeden Haushalt verteilten wir ein «Energiepäckli» mit Tipps, Energiesparcheckliste, einer wärmenden Suppe und einem Luftqualitätssensor. Ganz nach dem Motto: «Energiesparen: Das machen wir zusammen.»
(Stand 2024)