Wer im Wildpark Bruderhaus durch den Zaun des Luchsgeheges schaut, hat derzeit die Chance, ein kleines Idyll zu erspähen: Ein älterer Luchs und ein jüngerer liegen nebeneinander und strahlen Gemütlichkeit aus. Und mit etwas Glück lassen sich noch zwei weitere junge Kater erblicken.
Das war nicht immer so: Bis vor dem vergangenen Jahr lebte der 17-jährige Luchs Aaron alleine, war menschenscheu, oftmals kaum zu sehen. Seit Ende Februar 2017 bringen die einjährigen Luchse Quinn und Imba und der zweijährige Pep neues Leben in die Bude. Während der alteingesessene Luchs Aaron im einen Teil des Geheges war, lebten die drei ebenfalls männlichen Jungtiere anfangs in einem kleineren, abgetrennten Bereich. Doch schon nach drei Wochen sah der Leiter des Tierparks, Thomas Rothlin, dass der Zeitpunkt günstig schien, die Luchse zusammenzuführen.
«Wir haben bald gemerkt, dass Aaron und Pep den Kontakt zueinander suchen, im positiven Sinn. Die beiden begegneten sich am Zaun und stupsten dort die Köpfe zusammen.» Rothlin hatte zudem bemerkt, dass Pep und Aaron hinkten. Vermutlich hatten beide versucht, über die Abtrennung zu klettern und einander zu besuchen. Weil die beiden die gegenseitige Nähe suchten, entschied Rothlin, die Abtrennung zwischen den Gehegeteilen zu öffnen. Dies hat sich bewährt: Die Luchse verstehen sich gut miteinander – obwohl sie von Natur aus Einzelgänger wären.Die drei Jungtiere stammen ursprünglich aus Deutschland und Österreich: Der zweijährige Pep und sein einjähriger Bruder Quinn wuchsen im Münchner Tierpark Hellabrunn auf, der ebenfalls einjährige Imba im Tierpark Schönbrunn in Wien. Alle drei sind die Nähe zu Menschen gewohnt. Ihre Zutraulichkeit hat offenbar auf Aaron, der in der Wildnis aufwuchs, abgefärbt.
Dass Aaron nicht alleine bleiben musste, war möglich, weil der Wildpark Bruderhaus das Gehege ausgebaut und eine Unterteilung errichtet hatte. Zu diesem Ausbau trug die GWG 2014 anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums mit einer Spende von 57 000 Franken bei. Die verbesserte Situation im Luchsgehege kommt auch unseren Genossenschafterinnen und Genossenschaftern zugute: Ein Besuch im Bruderhaus macht Kindern und Erwachsenen Spass und ist kostenlos. Einzig die Parkplätze sind etwas knapp, die Anfahrt per Velo oder Bus lohnt sich deshalb.