Die bestehende Öl-/Gasheizung an der Hündlerstrasse ist nicht mehr zeitgemäss. Wie in vielen anderen Siedlungen der GWG werden wir auf ein ökologisch sinnvolleres Heizsystem wechseln. Aber es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit erneuerbaren Energien zu heizen. Wie kommt es eigentlich zu so einem Heizungsentscheid?
Der Prozess startete vor einigen Jahren. 2016 und 2022 wurde die Siedlung durch die Kommission Liegenschaftenstrategie der GWG besichtigt. Architektinnen und Heizungsplaner wurden im Anschluss von uns mit dem Projekt beauftragt.
Es galt daraufhin eine Machbarkeitsstudie für den Heizungsersatz zu erstellen. Können wir Fernwärme beziehen? Möchten wir eine Pelletsheizung bauen? Ist eine Luft-Wasser-Wärmepumpe denkbar? Sind Erdsonden das Richtige? Es werden Vor- und Nachteile nach verschiedenen Kriterien wie Nachhaltigkeit, Kosten, Machbarkeit und Zumutbarkeit für die Bewohnerinnen und Bewohner abgewogen. Grundsätzlich möchte die GWG in langlebige und nachhaltige Systeme investieren. Das hat manchmal seinen Preis.
Die Baukommission entschied sich für eine Erdsonden-Wärmepumpen-Heizung. Der Entscheid führt zwar bei der Erstellung zu sehr hohen Kosten. Das System ist aber im langfristigen Betrieb kostengünstiger als manch andere Lösung. Erdsondenbohrungen sind sehr aufwendig: Es werden im Schnitt 250 Meter lange Sonden in den Boden gebohrt. Insgesamt 13 Stück werden es an der Hündlerstrasse sein. Schlussendlich werden also mehr als 3000 Meter Sonden im Boden sein.
Weil Erdsonden Wärme aus dem Boden entziehen, würde sich das Erdreich über die Jahre hinweg abkühlen. Die GWG hat deshalb entschieden, nicht nur Energie aus dem Boden zu beziehen, sondern auch Sonnenenergie zu nutzen. Wir bauen eine Hybridkollektorenanlage aufs Dach, welche aus Photovoltaik und thermischen Kollektoren besteht. Die thermischen Kollektoren produzieren Warmwasser und bringen die Energie zurück in den Boden (Fachbegriff: Regeneration). Der mit der Photovoltaik gewonnene Strom wird für den Betrieb der Wärmepumpen und die Deckung des Allgemeinstrombedarfs genutzt. Die Kollektorenfläche wird somit doppelt verwendet. Die Erdsonden sollten auf diese Weise für mindestens 50 Jahre betrieben werden können, ohne dass sich das Erdreich zu
stark abkühlt.
Damit die gewonnene Energie beim Heizen nicht durch schlechte Isolation verpufft, war die logische Folge, dass wir auch sämtliche Fenster in der Liegenschaft erneuern. Wie die restliche Gebäudehülle, sind auch sie schon 30 Jahre alt. Verglichen mit den alten Fenstern, behalten die neuen dreimal mehr Wärme in den Wohnräumen. Dank dem Fensterersatz kann auch die Anzahl der Erdsonden reduziert werden.
An der Gebäudehülle ist etwas Kosmetik vorgesehen. Sie ist sehr gut erhalten. Dachuntersichten, Balkone und Geländer werden gestrichen. Die Eternit-Verkleidung der Fassaden ist sehr robust und langlebig. Sie wird deshalb nur gereinigt und imprägniert. Wir nutzen die Gelegenheit, um auch Fledermauskästen und Nisthilfen für Mauersegler zu
montieren.
Nachdem auf dem Dach, im Boden, an den Fassaden und in den Gebäuden vieles neu gemacht wird, kommt zu guter Letzt der Aussenraum zum Zug. Im März 2024 hat mit interessierten Bewohnerinnen und Bewohnern eine Begehung stattgefunden, bei der wir uns nach ihren Bedürfnissen erkundigt haben. Wir lassen diese Wünsche in die Planung mit einfliessen. Ausserdem sind einige Massnahmen zur Förderung der Biodiversität vorgesehen. Alles in allem soll der Aussenraum in der Siedlung wieder zeitgemäss sein und zum Verweilen und Geniessen einladen.
Ein Artikel aus dem GWG aktuell 3/2024.