Energie aus dem grünen Kübel

In Winterthur werden jede Woche ein paar hundert Tonnen Grüngut eingesammelt. Was aber passiert eigentlich danach mit dem Grünabfall – und warum ist Plastik in der Grüntonne ein echtes Problem? Wir haben mit Simon Amann, Leiter Sammellogistik bei Entsorgung Stadt Winterthur, gesprochen und viel Interessantes zum Thema erfahren. 

In Winterthur wird Bioabfall wöchentlich eingesammelt – je nach Quartier an einem anderen Wochentag. Das Abfallfahrzeug fährt am Ende der Tour nach Oberwinterthur, wo das Material in die Kompogas-Anlage gelangt.

Wo aus dem verdorrten Blumenstrauss wieder was anderes wird

Dort, bei der Deponie Riet, kommt das Grüngut in einen riesigen Fermentierer, wo es während 15 bis 20 Tage vergärt. Am Ende entstehen zwei Produkte: Biogas, das ins städtische Gasnetz eingespeist wird, und nährstoffreiche Restmasse. Diese dient der Landwirtschaft als Dünger – sofern die Qualität stimmt. Einige Grünabfall-Fremdkörper können beim Durchsieben aufgefangen werden, einige jedoch nicht.

Von den selbstgezogenen Bohnen kommt das Allermeiste zum Glück in den Topf und nur die Zipfel in die Grüntour.

Plastik, das grosse Problem

Genau hier liegt die Herausforderung: Immer wieder landet Plastik im Bioabfall. «Es sind vor allem die Knister-Plastiksäckli, welche zum Problem werden. Die, welche einige Kund:innen beim Einkaufen benützen, um Früchte und Gemüse einzupacken. Diese Säckli fallen beim Sieben durch, zersetzen sich in Kleinteile und gelangen so unerwünschterweise auf unsere Felder.» Mittels regelmässiger Proben kann festgestellt werden, wenn zu viele kleine Plastikteile im Dünger enthalten ist. Sind die Werte zu hoch, kann er nicht mehr verwendet werden und landet schlussendlich in der Kehrichtverbrennung.

Nur Gitternetzsäckli im Grünabfall

Natürlich wollen wir weder Plastik auf dem Feld noch Bioabfall, der verbrannt werden muss. Deswegen werfen wir keine Plastiksäckli in den Grüncontainer. Aber wie steht es denn mit den Kompostsäckli? Erlaubt sind nur jene mit Gitternetzmuster, wie sie die grossen Detailhändler anbieten. Sie zersetzen sich tatsächlich. «Am liebsten hätten wir aber, dass Grünabfälle lose in die Container kommen», sagt Simon Amann. «Wir verstehen aber, dass die Leute keine Sauerei in den Grünkübeli möchten. Deswegen machen wir gerne diesen pragmatischen Kompromiss.»

Der perfekte Inhalt eines Biomüllkübels ohne Plastiksäckli, Turnschuhe und anderes, was nicht in die grüne Tonne sollte.

Grüne Tonne für den Hörnliauflauf

Was viele nicht wissen: In Winterthur gehören auch Speisereste in die Grüntonne. Fleisch, gekochte Teigwaren, die Resten des Kartoffelauflaufs – alles darf hinein. «Seit es die Biogasanlage gibt, sind Essensreste sogar besonders wertvoll, weil dieser Abfall viele Nährstoffe liefert», so Simon Amann. Schwierig wird es mit den Produkten, welche als kompostierbar gelten, es aber nicht immer sind. Zum Beispiel kompostierbares Geschirr oder Windeln. Für die Abfallentsorgung ist es schlicht unmöglich zu bestimmen, ob die Produkte tatsächlich kompostierbar sind oder nicht. «Deswegen möchten wir diese Produkte nicht in der Grüntour haben.»

Noch 8000 Tonnen Grünabfall im falschen Kübel

Trotz guter Sammelquote landet noch immer rund ein Drittel der biogenen Abfälle in der Stadt Winterthur im normalen Haushaltkehricht. «Wir sprechen von etwa 8000 Tonnen pro Jahr, die wir zusätzlich verwerten und die die Haushalte im Grünabfall entsorgen könnten. Die bringen uns im Haushaltskehricht gar nichts», betont Simon Amann. Dabei gibt es gleich mehrere Anreize für die Haushalte: Grüngut wird über die Abfallgrundgebühr finanziert, die ohnehin jeder Haushalt automatisch zahlt. Wer also Bioabfall trennt, spart bei den Kehrichtsäcken. In den Siedlungen der GWG sei das Niveau bereits hoch – doch noch immer bleibt Potential. Jede Bananenschale im Grüngut anstatt im Kehrichtsack macht Winterthur ein Stück nachhaltiger.

Und ausserhalb von Winterthur?

In GWG-Siedlungen, die sich ausserhalb von Winterthur befinden, können die Voraussetzungen je nachdem anders sein. Fest steht jedoch, dass auch dort nur biologischer Abfall entsorgt werden soll. Unterschiede kann es möglicherweise beim Entsorgen von bereits gekochten Lebensmitteln geben. Das hängt davon ab, ob aus dem Grünabfall Biogas gewonnen wird oder nicht. Falls Sie in einer Gemeinde ausserhalb von Winterthur wohnen, informieren Sie sich doch bei Unsicherheiten direkt bei Ihrer Gemeinde oder kontaktieren Sie die GWG.

Weitere Infos zur Grünabfallentsorgung der Stadt Winterthur: stadt.winterthur.ch/abfall